SV Lohbarbek - Big Brother re-reloaded
Umziehen im Containerdorf und mit dem Auto zum Duschen.
Ein insgesamt warmer Empfang wurde uns in Lohbarbek, diesem 700-Einwohner-Flecken irgendwo im nirgendwo zwischen Hohenlockstedt und dem Nimmerland, beschert. Nicht nur, dass der Frühling sein blause Band wieder durch die Lüfte flattern ließ, nein, auch der Vorstand des heimischen SV hatte sich schon frühzeitig (ich schätze mal so gute 70 Jahre sind´s wohl) auf Gäste eingestellt, wie die freundliche Begrüßung in lieblicher Typografie hier unten im Bild beweist.
Ich bin mir nicht sicher, aber könnten die Abnutzungen dort rechts außen (!) vielleicht Einschusslöcher sein, gar herührend von einer Sauer 38H oder einer ähnlich gebräuchlichen Faustfeuerwaffe einer längst überstanden geglaubten Zeit? Es muss nicht morgens um viertel vor sechs gewesen sein, aber scheinbar wurde zurückgeschossen...
Willkommen im 20-Fuß-ISO-Container. Das im Vereinigten Königreich und der internationalen Seeschifffahrt gebräuchliche Maß hat hier aber eine ganz andere Bedeutung. Es beschreibt die Anzahl der untersten Beinteile ab der man sich gegenseitig auf die Paddeln tritt. Eng und stickig war´s vor allem.
Immerhin gab es Licht und Fenster in dieser Eisenkiste, ein Luxus auf den viele Seereisende, die ihre meist im außerkontinentalen EU-Ausland gelegene Heimat auf diese Weise hinter sich lassen, verzichten müssen, wenn sie mit 30 bis 50 anderen Pauschaltouristen und zwei Flaschen Wasser tagelang die Vorzüge des modernen Stückguttransports kennenlernen.
Wir! Wir mussten erst auf den Boden der Tatsachen zurück geholt werden und dem Verlangen nach den elementarsten Grundbedürfnissen des Lebens übermannt werden. Unser Torwart machte mit einer einzigen Aktion deutlich auf was es wirklich ankommt. Wir verwöhnten Wohlstandskinder wussten dann vor allem die Fenster zu schätzen, die man dann auch sperrangelweit öffnen konnte.
Aber wir wollen uns gar nicht beschweren. Immerhin hatten wir ein Dach über dem Kopf und ein Tür zum Schließen. Hinzu gab es für den sportlichen Leiter sogar noch die Gelegehit am mit Winseldorfer Edelfurnier beschlagenen Schreibtisch mit obenliegender Presholzplatte die Steuererklärung vom Vorjahr zu machen. Beaufsichtigt wird der Antrag auf Rückerstattung so mancher Spesenrechnung und der horrenden Fahrkosten zum Bäcker von versierter Fachkraft, Comebacker und Hilfssteuermann Marcus K.
Wie jeder, oh pardon, fast jeder, weiß, ist nach dem Kick unmittelbar vor dem Dusch!
Um in den Genuß von Wasser und dem gerade bei Lidl erstandenen Cien-Duschgel mit Joghurt-Partikeln auf prohisbollah Kräuterbasis zu kommen, mussten wir in voller Kluft ein paar hundert Meter mit dem Auto zurücklegen. Im Vereinsheim der Lohbarbeker betraten wir dann eine einzige Kabine, ausgestattet mit Dielenbrettern aus Molfsseer Fundus und mit aus alten Dachbalken zusammengekloppten Mobilar mit geringer Doppelbehakung. Die Farbgebung der Stripbude war, also ich sach mal, das war nicht Fisch und nicht Fleisch, das war eher Lachs.
Bilder aus dem Duschschlauch, dem ehemaligen und an einer Seite zugemauerten Flur (sechs Duschen, Mittelklasse Standardware, weiße Bekachelung mit geringer Schuppenflechte), kann ich hier nicht präsentieren, denn es waren stets Menschen unter der Brause zugegen, deren Würde es hier nicht zu schützen gilt, dafür aber das ästhetische Empfinden so manchen Kachelreportlesers. Mit anderen Worten, da waren welche so abgrundtief hässlich, dass kann man niemaden zeigen.
Gesamturteil:
Die räumliche Teilung von Dusche und tatsächlicher Umkleide am Platz machen eine hohe Wertung von vorn herein nicht möglich. Die Umkleide im Container reißt das ganze noch einmal in den Abgrund, wie
ein schwarzbegurteter, japanischer Judoka mit einem Fußfeger seinen erblindeten pygmäischen Kontrahenten.
Wertung:
Zwei Wischmöpse - was willste machen?