TSV Wewelsfleth - Günters Gras ersetzt keinen Schlauch!
Erstens: Gutes Duschen ist Tatsachenentscheidung. Entrinnt man dann auch noch zweimal knapp dem frühen Tod durch Blitzschlag ("Schiri, pfeif ab, ich hab Angst!"), dann fühlt man sich auch in der schäbigsten Hütte wohl. Wewelsfleth hat dann schließlich aber doch mehr zu bieten. Zweitens: Fehlanzeige
Mit einer schweren Bürde ist dieser Kachelreport belegt. Kein geringerer als Günter Grass lebte für immerhin 15 Jahre in Wewelsfleth und schuf hier Werke wie zum Bleistift "Der Butt", "Kopfgeburten" oder "Die Rättin". Da kommen dann für einen Nachmittag ein paar Dorftrottel dahergelaufen und versuchen nach der guten Tradition des Nobelpreisträgers eine Schrift gegen das Vergessen in ihrer eigenen saloppen Sekundenphilosophie zu verfassen. Welten der Diskrepanz entstehen und fallen im selben Augenblick in sich zusammen. Am Ende kann der Gemeinde dennoch ein Schriftdenkmal der besonderen Art hinterlassen werden.
Vor den Kachelreport hat der liebe Fußballgott den Schweiß gesetzt. Bei wenig frühlingshaften Temperaturen und einer Gewitterfront über dem Spielfeld mit Hagel und Platzregen, musste das Spiel
zeitweilig auf Drängen der Gastmannschaft (also uns) unterbrochen werden. Ist das Ableben durch Blitzschlag bestimmt eine saubere und schnelle Sache, möchte aber kein Kollmaraner jemals in kurzen
Hosen sterben und dann noch in einer Situation, in der drei Punkte möglich sind...
Zur Sache, Schätzchen. Da kann man schon mal den Kopf hängen lassen. Die Tür geht auf und der Muff der eigenen Zweiten schlägt einem auf engstem Raum entgegen. Dabei stehen doch hier mehrere
Umkleiden zur Verfügung. Aber nein, man wird knapp gehalten. Gehört zwar nicht zur Wertung, aber schließlich machen wir hier die Regeln: Mopsabzug.
Weiterer Kritikpunkt ist die unheimliche Nähe zum Gastgeber. Hinter der babyspeckbeigen Ziehharmonikawand lauert der Feind und stimmt sich mit Krachmusik auf den Kick ein, während der Kollmaraner
bedächtig "Im Frühtau zu Berge" vor sich hersummt.
Die Beschreibung des Fußbodens aus liebevoller Uhrendorfer Kleinbekachelung fällt heute mal aus und auch das Kleiderhakenset "Wartezimmer", welches den ein oder anderen Kalauer gebracht hätte, wird hier nicht weiter beschrieben. Schade eigentlich.
Tippkick? Nein, es ist tatsächlich eine Taktiktafel, wie sie bis Mitte der Achtziger hinein sogar noch im ZDF-Sportstudio gebraucht wurde, um dem Deutschen Vorstopperpublikum den Zauber der
Viererkette zu erläutern. Ein Stück Kreide suchten wir aber vergeblich, wahrscheinlich wurde die zuvor gierig weggenascht oder in eine Linie gezogen - für die Spielfeldmarkierung versteht sich.
Schluss jetzt mit Juppheidiheida! Widmen wir uns lieber diesem kleinen geflügelten Dortmundfan. Auf der Suche nach Apfelschnitte und Erdbeertorte verirrte sich diese kleine Vespula vulgaris
fatalerweise in den Gästekabinentrakt der Wewelsflether Turnhalle. Eine Unaufmerksamkeit, die sich noch rächen sollte. Wie viele Stunden sie immer wieder mit dem Kopf gegen die Fensterscheibe
geditscht ist und dabei langsam malle geworden ist, wissen wir nicht. Was wir wissen, ist, dass für diesen kleinen schwirrenden Plagegeist der ultimative Abpfiff gekommen ist und die Saison damit
auch quasi vorbei ist.
Gorillas im Nebel? Nein, diese kuschelige Dampfküche ist die Gemeinschaftsdusche des TSV Wewelsfleth. Hier lässt es sich das Alpha-Männchen gut ergehen und kann den Silberrücken in einen warmen und angenehmen Strahl halten, den die hochwertigen Grohe-Armaturen verschwenderisch freigeben. Ein paar Handtuchhaken mehr und man wäre zutiefst befriedigt und mit sich selbst im Reinen. Für nahezu gleichwertigen Ersatz ist jedoch gesorgt: Die Astra-Knollen-Abstellmöglichkeit unterm Spiegel ist astrein.
Wir wollen aber nicht gleich in Euphorie verfallen, denn selbst die Fußbodenheizung auf dem Flur und in der Kabine ersetzt nicht den Gartenschlauch, der hier alles andere als vorhanden ist. Ich
möchte hier nochmals betonen und gesondert hervorheben, dass wir bestimmt nicht pingelig sind und das ein oder andere Hühnerauge zudrücken, aber beim Schlauch hört der Spaß auf und der Abzug ist
in vollem Gange. Das ist ein Mechanismus, der einmal in Gang gesetzt, kaum zu stoppen ist.
Als die Starwars-Filme abgedreht waren und nicht alle Darsteller an ihrem Erfolg festhalten konnten, musste sich u. a. R2D2 als stationärer Haartrockner verdingen. In einsamen Nächten, wenn die
Umkleide verlassen steht, spielt er manchmal noch die gespeicherte Bildbotschaft ab, die wir alle zur Genüge aus den monatlichen Wiederholungen im Bezahlfernsehen kennen "Helft mir Obiwahn
Kenobi, Ihr seid meine letzte Hoffnung"
Eckes Edelwisch! Für den spontanen Gelegenheitsputz steht ein Flasche Sanitärreiniger parat. Kappe ab und nicht lange dosiert - raus mit dem scharfen Saft!
Wer hat Angst vor Virginia Woolf, wo ist Behle und wer ist U. Leider? Und warum hat er sein Büro gerade hier? Die Frage ist gestellt, die Antwort interessiert keine Sau!
Sonne und Cher? Gitter Haenning? Nein, beides falsch. Überm Keramikthron hängt zwecks besserer Sicht einfach eine Lampe und gleich nebenan zwecks besserer Luft ein Abzug. Denken Sie doch nicht
immer so kompliziert, Turnhallen sind einfacher, als man denkt!
Gesamturteil:
Hier ist viel drin, aber kein Schlauch!
Wertung:
Gebt eine anständige Gästekabine frei! Vorerst sechs Möpse.