TuS Krempe - von Damen, Dramen und verpassten Prädikatsexamen

Nach zuviel Ideal Standard und zunehmender Sterilität und Wohlgeruch im Steinburger Kreisfußball stellt die Anlage der Kremper einen intakten Gegenrhythmus zu Froschreiniger, Meister Propper und Keimfreiheit dar. Der Gesamteindruck bleibt somit schwammig!

Einen wahren Affront vorneweg. Uns als Gast wurde die Schrappnellen-Umkleide zugewiesen. Doch anstatt einer mit Frottee ausgelegten, mit Heizlüftern, Vergrößerungsspiegeln und 3000 weißen Handtüchern im Tischdeckenformat vollgerammelten Bude, nur nackter Ziegelstein, rentergraue Bodenbekachelung und kahle Realität. Eine Zote zum Thema Möpse verkneif ich mir hier nun aber.
Nun gut, man hat schon ganz andere Zellen überlebt, wenigstens hatte man viel Platz und so etwas wie Intimsphäre. Zu Zweikampfsituationen bereits beim Umziehen, so wie etwa in H´Kamp oder Wacken, wo  man in der Kabine gewöhnlich enger beim eigenen Mann ist, als später im Spiel beim Gegenspieler, kam es hier nicht. Die Gefahr den Schlüppi des Banknachbarn einzustecken strebt hier gegen null.

Die L-Haken aus alten Haribo Lakritz-Schnecken und die ausgedienten Sitzbänke aus dem Süderauer Zuchthaus "Zum lustigen Galgen" füllen die Raum nicht einmal annähernd. Hier wäre doch endlich mal Platz für Bodenvasen, Beistelltische und ein paar Bilder von Monet, Chagall oder Pablo Prosecco, aber der einfache Sportsmann muss mit dem blassen Rot der Elskoper Klosterziegel Vorlieb nehmen, die traditionell noch mundgebrannt über der Flamme aus regionalem Palmenholz und Fahrradreifen von verzogenen Dreschflegeln hergestellt wird.
Die optisch nach hinten strebende, graublanke Fugenflucht der Längsseite ist jedoch ein Kleinod norddeutscher Freimaurerei und wurde exakt der Perspektive von Da Vincis Abendmahl nachempfunden, wie auf dieser Aufnahme gut zu erkennen ist.

Spaß muss sein, auch im humorresistenten Krempe, wo seit einem Ratbeschluss von 1693 bekanntlich ja nicht einmal mehr im Keller gelacht werden darf. Das besonders im Süd-Osten der nördlichen Westküste heimische Dreigestirn aus Mülltonne, Handeule und Kehrblech wurde hier von feixenden Fans des "Blauen Bocks" von und mit Heinz Schenk stark variiert zu Zinkeimer, Saalbesen und Auswurfblech (vom Rasenmäher). Geht auch wenn man will, man will aber nicht. 
Und dann das noch: Ein Stück verrottetes Holz aus der backbordigen Schiffsplanke der Santa Maria, das Flaggschiff von Astrid Kumbernuss, die damit 1953 Amerika entdeckte, bricht aus der Decke. Damit gewinnt man keine Preise, nicht einmal beim Kachelreport!

Bis in die Fensternischen hinein kachelten die Kremper den weiten Duschvorraum (hört, hört) in Dreiviertelhöhe komplett in zahnbelaggelb, den Rest bis zur Decke ziert ein Putz in Eiergrogbeige, der mit der Zeit mit einem zarten Belag aus Schimmelpilz überzogen wurde. Ach, Schwamm drüber.
Die schenkelhohen Waschbecken aus roten Muschelkalkgranulat mit Seifenablage und verchromten Handtuchhalter kennen wir aus der alten Kollmaraner Halle und in der Farbe katzengrau auch aus Kiebitzreihe. Hier wunderschön mit Komplettbehahnung und freiliegendem Ausguss ohne Flusensieb, die geradezu dazu einladen die verdreckten Bolzer einer Totalreinigung zu unterziehen, aber das Verbot (s.u.) folgt quasi auf dem Fuße.


Licht und Schatten. Die Armatur von Conti ist der Mercedes unter den Duscheinrichtungen, die leichte Bedienung mit dem semi-erotisch anregenden Strahl und der stufenlosen Temperaturregelung ist eine Wohltat für Haut und Haar. Die offensichtliche Beschimmelung der weißen Kachelfugen durch Zygomycota compactica, im Volksmund auch oft Fuhlsbütteler Fugenfresser genannt, lässt jedoch nicht nur den Pausentee sauer hochkommen, sondern hier gehen sofort die Möpse mehrfach flöten, wie der der Flötenschlumpf im Gossenhauer von Vader ("Ich bin Dein Vater, Luke") Abraham. 
Die unter Atmungsaussätzen und mit dicken Backen gemachten Aufnahmen zeigen unten links die gesamte Misere in der Fläche und gehen unten rechts schön ins Detail. Das ist Schimmel in Reinkultur!

Oben:

Immerhin, ein Schlauch. Gelb, mittellang und vor allem hat er einen harten, wenig streuenden und vor allem kalten Strahl, der unter lautem Gequieke so manchen Striemen auf die Rücken der Mitspieler bannen lässt.
Das sind keine Schatten! Das ist Fungi quattro stagioni mit alles und extra Käse, der schon wieder in ausladenden Fäden von der Decke trieft. Hmm, lecker schmecker!

 

Unten links:

Zur Reinigung der Zapfhähne wird die Überwurfmutter   von dem Gewindestück abgeschraubt und mit samt den Einbauten aus dem Gehäuse herausgenommen - "Herr Ober, zahlen bitte!"

 

Unten rechts:
Was für ein Drama. Ein seltenes Exemplar einer Tipulidae stultissimus, besser bekannt als Schnake, Haxensepp oder Borsflether Schmetterling, wartet auf den schleichenden Tod in der Kremper Dusche.

Oben links:

Ohne Worte

 

Oben rechts:

Ohne Farbe

Gesamturteil:
Wäre der Kachelreport eine Examensprüfung, dann wären die Kremper wohl mit fliegenden Fahnen durchgerauscht. Apropos, siehe dazu diesen Link...

Wertung:
Es kommt nicht auf die Größe an - drei Wischmöpse